Zum Dritten Herisauer Robert Walser-Sommer, der im Zeichen des 50. Todestages Walsers stand, hatte die Initiatorin Barbara Auer ein Veranstaltungsprogramm vorbereitet, dass sich vom 15. April (Walsers Geburtstag) bis zum 25. Dezember 2006 über das Jahr verteilte. Die Inszenierung „robert walser mikrogramme“ wurde dabei vom 12. – 16. Juli in der Krombachkapelle des Psychiatrischen Zentrums Herisau unweit von St. Gallen aufgeführt.
Robert Walser verbrachte die letzten 23 Jahre seines Lebens von 1933 bis 1956 in der Heil- und Pflegeanstalt. Als Patient lebte er im Appenzellerland in selbstgewählter und krankheitsbedingter Isolation. Es besteht heute kein Zweifel, dass sein Verstummen und die Herisauer Jahre Teil seines Lebenswerkes sind. „Mir ziemt es, möglichst unauffällig zu verschwinden“ – so kommentierte Walser seinen Rückzug.
Auf Spaziergängen und in ausgedehnten Wanderungen bewahrte und gewährte er sich jedoch ein kleines Stück Freiheit. Dies bezeugen auch die Aufzeichnungen Carl Seeligs: „Wanderungen mit Robert Walser“. Wer sie gelesen hat oder den Film von Percy Adlon „Der Vormund und sein Dichter“ kennt, lernt nicht nur den Schriftsteller, sondern auch den Ort Herisau und die umgebende Landschaft schätzen. Inspiriert durch die Aufführung, hatte der Besucher des Herisauer Robert Walser-Sommers die Möglichkeit, selbst den Spuren des Dichters zu folgen. Dazu luden – neben den Veranstaltungen – auch der angelegte Robert Walser-Pfad oder das Walser-Zimmer im Museum Herisau ein.